Energie

Einst Spitze, heute Mittelmaß

<p><strong>Bayern fällt beim Anteil Erneuerbarer Energien im Ländervergleich zurück.</strong> Bayern auf Platz eins bei den Erneuerbaren Energien? Fast Mantra-artig trägt die CSU diese Behauptung in den Landtagsdebatten und bei öffentlichen Diskussionen vor. Aber ist das wirklich wahr? Ludwig Hartmann, Energieexperte und Fraktionschef der Landtags-Grünen macht den Faktencheck – und kommt zu dem Ergebnis: "Die guten Zeiten für Erneuerbare in Bayern sind lang, lang vorbei…"<br>&nbsp;

05. Februar 2015


Doch der Reihe nach. Bayern ist klassisches „Wasserstromland“. Die Energie der Flüsse, die überwiegend aus den Alpen heraus in die Donau und im Norden aus den Mittelgebirgen in den Main fließen, wird seit Jahrzehnten zur Stromerzeugung genutzt. Im Jahr 2000, als Sonnen- und Windstromerzeugung hierzulande noch in den Kinderschuhen steckte, War Bayern tatsächlich „Deutscher Meister bei den Erneuerbaren“: mit einem Anteil von 19,10 Prozent am Bruttostromverbrauch hierzulande. Gefolgt übrigens von einem weiteren „Südland“: Baden-Württemberg (12,5 %).
 
Ab 2002 ging’s für Bayern im zweijährigen Turnus stetig einen Platz bergab. Denn während der Freistaat bis 2008 nahe der 20-Prozent-Marke verharrte, holten vor allem die nördlichen Bundesländer mit einem kräftigen Zubau an Windkraftanlagen mächtig auf. 2005 übernahm Mecklenburg-Vorpommern zunächst mit 31,5 Prozent Anteil der Erneuerbaren am Bruttostromverbrauch die Spitze – und steigerte sich bis 2009 auf 54,70 Prozent. 2011 stand Brandenburg bei 57,6 Prozent, 2012 Schleswig Holstein bei stolzen 70,3 Prozent. Bayern meldete letztmals im Jahr 2011 valide Zahlen und kam seinerzeit auf einen Wert von 27,7 Prozent. Und der bedeutete: Platz sechs…
 
Bei der Berechnung, wie erfolgreich ein Bundesland erneuerbare Energien ausbaut und mithin die Energiewende voranbringt, ist der Anteil der selbst erzeugten Erneuerbaren am eigenen Bruttostromverbrauch die relevante Größe. Diese Kennziffer zeigt, in welchem Maß es dem jeweiligen Bundesland gelingt, den Eigenverbrauch durch Ökostrom zu decken. Bayern gelingt dies schlechter, als anderen Bundesländern – und das seit dem Jahr 2000, als die rot-grüne Bundesregierung mit der Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) die Weichen stellte in Richtung Energiewende. „Wenn die CSU etwas anderes behauptet, ist dies schlicht falsch“, stellt Ludwig Hartmann fest.

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