Bauen und Wohnen

Bauen im Bestand

Denkmalpflege als regionaler Wirtschaftsfaktor. Es gibt nichts Nachhaltigeres als ein Denkmal. Warum das so ist und weshalb die Denkmalpflege eine Blaupause für mehr Nachhaltigkeit im Bauwesen sein kann.

Foto: Karen Köhler

25. März 2022

In diesem von der denkmalpolitischen Sprecherin der Fraktion Dr. Sabine Weigand moderierten Panel wird zunächst deutlich: „Es gibt nichts Nachhaltigeres als ein Denkmal.“ Warum das so ist und weshalb die Denkmalpflege eine Blaupause für mehr Nachhaltigkeit im Bauwesen sein kann, erläutern die drei geladenen Referentinnen in ihren Keynotes sehr eindrücklich.
 
Die Historikerin Karin Dengler-Schreiber, Mitglied im bayerischen Landesdenkmalrat, betont zunächst die - viel zu wenig beachtete - wirtschaftliche Bedeutung der Denkmalpflege. Durch die große Bandbreite an zumeist kleinen und mittelständischen Unternehmen, die im Denkmalschutz arbeiten, trägt dieser ganz wesentlich zur regionalen Wertschöpfung bei. Nebenbei stärkt der Denkmalschutz dabei auch die Idee der Kreislaufwirtschaft. Jeder vom Staat als Förderung ausgegebene Euro bewirkt sieben Euro an privaten Investitionen. „Der Staat macht also kein schlechtes Geschäft,“ fasst die Referentin zusammen. Auch die steuerliche Abschreibung rechnet sich: Sie schafft Arbeitsplätze und macht durch Mehreinnahmen die Steuerausfälle mehr als wett. Der Staat sollte laut Karin Dengler-Schreiber also mehr für Denkmalpflege tun, denn sie rechnet sich nicht nur, sondern kann darüber hinaus auch Vorbild für die Sanierung erhaltenswerter Bausubstanz sein. „Das wäre ein gewaltiger Schub in Richtung Nachhaltigkeit.“
 
Annette Liebeskind von der Deutschen Stiftung Denkmalpflege macht deutlich, dass Denkmäler nicht nur langlebig, sondern auch Wissens- und Kulturspeicher sind. Zudem sei Wohnen im Altbau beliebt. Trotzdem zeigt der Trend in Richtung Neubauten, deren Lebensdauer jedoch abnimmt. Problematisch ist dies nicht nur vor dem Hintergrund des Ressourcenverbrauchs und der damit verbundenen Emissionen – auch der Anteil des Bauabfalls an den gesamten Abfallmengen ist enorm. Damit wir die Lebensdauer verlängern können, müsse von den Denkmälern gelernt werden , fordert Liebeskind. Sie sind nämlich im Gegensatz zu vielen modernen Bauten sehr reparaturfähig.
 
In die gleiche Kerbe schlägt Lydia Hahmann von Architects-for-Future. Sie sagt: „Wir wollen nicht für die Mülltonne bauen“ und fordert eine Umbauordnung. Das Umbauen soll dadurch erleichtert und damit der Bestand gesichert werden. Die vorhandene „graue Energie“ wird damit als Ressource verstanden. Von Denkmälern lernen heißt also Kreislaufwirtschaft (neu) lernen. Denn vor der Industrialisierung wurden Baumaterialien weiterverwendet. Sie waren damals teuer, während menschliche Arbeitskraft billig war – heute ist es umgekehrt. Kreislaufwirtschaft fördern heißt aber auch, dass nicht nur das Bauen, sondern auch der Abriss genehmigungspflichtig werden muss. „Unsere Baustoffe können länger halten und wir müssen wieder wertschätzen lernen, was in unserem Bestand drin steckt.“ Denn - und da waren sich alle einig: „Der Gebäudesektor ist der Klimahebel.“


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