Innere Sicherheit, Recht und Justiz

Grüner Justizkongress 2020

24. Oktober 2020
14:30 Uhr - 18:00 Uhr

Der Justizvollzug in Bayern: Resozialisierung bringt Sicherheit

Das Bayerische Strafvollzugsgesetz legt für den Strafvollzug zwei Ziele fest: Die Sicherheit der Allgemeinheit und die Wiedereingliederung der Gefangenen in die Gesellschaft. In der öffentlichen Debatte werden diese Ziele oft als widersprüchlich dargestellt, dabei bedingen sie sich gegenseitig. Nur wenn ein Gefangener nach seiner Entlassung wieder auf den eigenen Beinen stehen kann, rutscht er nicht mehr in die Kriminalität ab. In Bayern arbeiten jeden Tag rund um die Uhr tausende Vollzugsbeamt*innen und Sozialarbeiter*innen daran, dass der Strafvollzug seinen Aufgaben gerecht werden kann. Doch wie gut kann das unter den gegebenen Bedingungen überhaupt gelingen? Und was muss sich am System „Gefängnis“ ändern, um das Zusammenwirken von Sicherheit und Resozialisierung zu optimieren?

Bündnis 90/Die Grünen im Bayerischen Landtag lädt Sie zu unserem Grünen Justizkongress 2020 am 24. Oktober ein. Mit angesehenen Expertinnen und Experten aus der Vollzugspraxis wollen wir über die Herausforderungen und Chancen des Justizvollzugs in unserer Zeit sprechen. Von 14:30 bis 18:00 Uhr bieten wir Ihnen in einem interaktiven Onlineformat einen anregenden Mix aus Impulsvorträgen und Diskussionen. Alle Informationen zur Teilnahme, zu den Referent*innen und zum Ablauf finden Sie weiter unten.

Zur Anmeldung


Ablauf

14.30-14.45 Uhr Begrüßung durch Fraktionsvorsitzende Katharina Schulze, MdL und rechtspolitischen Sprecher der Fraktion Toni Schuberl, MdL

14:45-15:15 Uhr Einführungsvortrag von RA Dr. Thomas Galli: Sicht eines ehemaligen Gefängnisdirektors

15:15-15:45 Uhr Im Gespräch mit Inhaftierten: Soziologin und Journalistin Tine Kugler interviewt zwei (ehemalige) Inhaftierte (u.a. Manuel Matzke, Bundessprecher der GGBO)

15:45-16:00 Uhr Pause

16:00-16:30 Uhr Tobias Merckle, Vorstand von Seehaus e.V.: Das Potential des Vollzugs in freien und alternativen Formen

16:30-17:00 Uhr RA Marianne Kunisch, 1. Vorsitzende Nothilfe Birgitta Wolf e.V.: Reformvorschläge aus der Gefangenenhilfe

17:00-18:00 Uhr Abschlusspanel

Moderation:

  • Toni Schuberl, MdL und rechtspolitischer Sprecher der Fraktion
  • Kerstin Celina, MdL und sozialpolitische Sprecherin der Fraktion

Auf dem Podium:

  • Manfred Hofmann, stv. Landesvorsitzender des Weißen Rings Bayern-Süd
  • RA Dr. Thomas Galli, Buchautor und ehemaliger Gefängnisdirektor
  • Manuel Matzke, Bundessprecher der GGBO
  • Tobias Merckle, Vorstand von Seehaus e.V.
  • RA Marianne Kunisch, 1. Vorsitzende Nothilfe Birgitta Wolf e.V.

Zu den Referent*innen

 

Thomas Galli gehört zu den profiliertesten Kritikern der derzeitigen Vollzugspraxis in Deutschland. Ab 2001 war er selbst im bayerischen und sächsischen Strafvollzug tätig, für drei Jahre als Leiter der JVA Zeithain. 2016 zog er sich aus dem Vollzugsdienst zurück, da er Gefängnisse als Vollzugsmittel nicht mehr unterstützen wollte. Seitdem ist Galli als Anwalt in Augsburg tätig. Er ist außerdem Autor zahlreicher Bücher, die sich mit dem Thema Strafvollzug auseinandersetzen.

Tine Kugler ist Soziologin und Medienwissenschaftlerin. Als Regisseurin, Autorin und Produzentin hat sie zahlreiche Dokumentarfilme realisiert, die hinter die Kulissen gesellschaftlich relevanter Bereiche schauen. Durch ihre Projekte ist sie zu dem Thema Kriminalität und Strafvollzug gekommen, bei dem sie die Perspektive der Gefangenen besonders interessiert.

Manuel Matzke ist einer der Bundessprecher der Gefangenen-Gewerkschaft Bundesweite Organisation (GGBO). Die GGBO vertritt die Interessen aller Gefangenen in Deutschland vor allem hinsichtlich der Arbeit in Justizvollzugsanstalten und bietet Unterstützung für Betroffene an. Matzke selbst befindet sich derzeit im offenen Vollzug der JVA Zeithain in Sachsen.

Tobias Merckle ist der geschäftsführende Vorstand des Seehaus e.V., welcher sich im Jugendstrafvollzug engagiert. Im Seehaus Leonberg (Baden-Württemberg) und im Seehaus Leipzig (Sachsen) leben jugendliche Straftäter in freien Formen des Vollzugs. Der Verein unterstützt außerdem die Opfer von Straftaten ein und betreibt eine Opferberatungsstelle.

Marianne Kunisch arbeitet bereits seit 50 Jahren als Strafverteidigerin. Sie ist Vorsitzende der Vereins „Nothilfe Birgitta Wolf“, der sowohl Gefangenen wie Opfern von Straftaten hilft. Der Verein fordert einen besseren Umgang mit Gefangenen, um zukünftige Konflikte zu vermeiden. Für ihr Engagement erhielt Kunisch 2010 das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten für Verdienste von im Ehrenamt tätigen Männern und Frauen.

Manfred Hofmann ist stellvertretender Landesvorsitzender des WEISSEN RINGS Südbayern. Der WEISSE RING ist die bekannteste und größte Vereinigung für Opferinteressen in Deutschland. Mit 400 Anlaufstellen im gesamten Bundesgebiet und einem Opferhilfetelefon unterstützen sie hilfesuchende Menschen und setzen sich politisch für die Stärkung der Opferrechte ein.

Josef Wittmann war 25 Jahre lang Leiter der Polizeidirektion Weiden i.d.Opf. und ist seit 2014 ehrenamtlicher Landesvorsitzender des WEISSEN RINGS Nordbayern. 2016 erhielt Wittmann für seine ehrenamtlichen Tätigkeiten den Bayerischen Verdienstorden.